Positiv leben: Dank moderner Medikamente sind Menschen mit HIV nicht mehr ansteckend

Eine Frau und zwei Männer

Interview mit Holger Rovini, Arzt und Medizinischer Direktor bei ViiV Healthcare Deutschland

In Deutschland leben aktuell rund 88.000 Menschen mit HIV. Dank moderner Medikamente führen sie heutzutage ein normales Leben. Bei erfolgreicher Therapie liegt ihre Viruslast unter der Nachweisgrenze und sie sind nicht mehr infektiös. Trotzdem werden Menschen mit HIV häufig auf ihre Diagnose beschränkt, stigmatisiert und diskriminiert.

Herr Rovini, sind Menschen mit HIV heutzutage tatsächlich nicht mehr ansteckend?

  • Unter einer erfolgreichen Therapie sind Menschen mit HIV in der Tat nicht mehr ansteckend. Ziel der Behandlung ist es in erster Linie, die Viruslast dauerhaft unter die Nachweisgrenze zu senken. Unter der Viruslast versteht man die Virusmenge im Blut. Mit modernen Medikamenten kann man diese so stark senken, dass die Viren über einen Bluttest nicht mehr nachzuweisen sind und auch nicht mehr auf andere übertragen werden können. Das wurde erstmals 2008 mit dem sogenannten „Swiss Statement“ postuliert und seit 2011 in mehreren großen Studien gezeigt. Mit Verzögerung spiegelt es sich auch in den EACS (European AIDS Clinical Society)-Richtlinien und anderswo wider: Es gilt das Prinzip U=U (engl. undetectable = untransmittable), also nicht nachweisbar = nicht übertragbar. Das bedeutet, HIV-positive Menschen können sogar ohne das Risiko einer Übertragung ungeschützten Geschlechtsverkehr haben.
     

Spielt HIV dann im Leben eines HIV-positiven Menschen noch eine Rolle?

  • Auch wenn eine HIV-Diagnose ein einschneidendes Erlebnis sein kann, macht sie langfristig im Alltag eines Menschen nur noch einen kleinen Teil aus. Selbst die Lebenserwartung entspricht in Westeuropa annähernd der von Menschen ohne HIV. Natürlich müssen die Medikamente konsequent eingenommen werden und es gibt regelmäßige Check-ups beim Arzt. Ziel ist es, dass HIV ein so kleiner Teil wie möglich im Leben wird. Dafür möchten wir für jeden HIV-Positiven die optimale Therapie bieten.
     

Es gibt also ganz unterschiedliche HIV-Therapien?

  • Jeder Mensch hat unterschiedliche Bedürfnisse und es gibt mittlerweile viele verschiedene Medikamente. Wenn die HIV-Therapie individuell auf diese Bedürfnisse angepasst wird, kann das einen entscheidenden Einfluss auf eine langfristig hohe Lebensqualität von Menschen mit HIV haben.
     

Warum werden HIV-positive Menschen immer noch diskriminiert, wenn sie gut mit HIV leben können und nicht mehr ansteckend sind?

  • HIV ist leider immer noch ein Tabu-Thema. Daher wird auch in den Medien wenig darüber berichtet, sodass sich die Erfolgsgeschichte der modernen HIV-Therapie nur langsam verbreitet. Mittlerweile ist es nicht mehr das Virus selbst, worunter die Menschen leiden, sondern vor allem die Vorurteile und die Diskriminierung, die ihnen aufgrund der Diagnose entgegengebracht werden. Dabei sieht das heutige Leben mit HIV ganz anders aus, als die meisten Menschen denken. Unsere aktuelle Kampagne #HIVersity soll genau das zeigen. Die unterschiedlichen Leben und Bedürfnisse von Menschen mit HIV sind unglaublich vielfältig – sodass sie viel mehr sind als nur HIV-positiv. Gleichzeitig spielt #HIVersity aber auch auf die vielfältigen Behandlungsoptionen an. Für Menschen, die mit HIV leben, ist es zum Erhalt ihrer Lebensqualität sinnvoll, regelmäßig gemeinsam mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin zu überprüfen, ob ihre Therapie noch optimal zu ihren Lebensumständen passt.
Quelle: BORCHERT & SCHRADER public relations GmbH